Bei meinen unzähligen Bewerbungen die ich in den letzten Wochen abgeschickt hatte, war auch eine für einen Fundraiser Job dabei.
Ich hatte mich bei dem letzten Vorstellungsgespräch zwar super unwohl gefühlt, war allerdings seitdem auch ein wenig neugierig wie es so sein würde… als Spenden Sammler.
Dieses Mal lief alles komplett anders ab. Der Typ der alles managt ist ein Engländer. Und von Anfang an hatte ich ein gutes Gefühl. Tja, die Chemie passte einfach. Gregg macht einen sehr seriösen Eindruck auf mich. Er nimmt sich Zeit, erklärt mir alles, er ist flexibel und ganz einfach menschlich. Und er ist – im Gegensatz zu dem Typen bei der anderen Fundraising Geschichte – auch pünktlich! Die Organisation selber finde ich auch besser. Mein Bauchgefühl war von Anfang an zufrieden. 🙂
Dann hatte ich meinen ersten Tag. Da ich zur Zeit ziemlich damit beschäftigt bin mir zu überlegen wie es beruflich bei mir weiter geht (und ich deswegen immer noch sehr viel telefoniere und nachdenke), kam ich irgendwie nicht dazu mir großartig Gedanken über diese neue Tätigkeit zu machen.
Also hab ich einfach mein Shirt übergezogen, (mit einer Aufschrift von der Charity Organisation), meinen Ausweis angesteckt, den Kübel in die Hand genommen und in etwa gefühlte 1000 mal gesagt: “Would you consider a donation for charity?”
Es gehen wirklich zig Leute vorbei, aber einige spenden doch. Und mein kleines Vorurteil, ich könnte mich unwohl fühlen, hat sich auch überhaupt nicht bestätigt. 😂
Die nackte Wahrheit ist doch folgende: wenn jemand spendet, dann freu ich mich. Wenn jemand nicht mag, ist das auch ok. Im Endeffekt sind das doch alles Fremde und ich sehe sie wahrscheinlich eh nie wieder. Wozu sich also unnötig Gedanken machen? Ja, ich gestehe ich hab mir das viel schwieriger vorgestellt. Gut das ich nicht schüchtern bin!
Mein erster Tag verlief sehr erfolgreich. Sogar Gregg war überrascht wie viel ich doch eingenommen hatte, bestätigte mir jedoch, dass er mir das aufgrund meiner offenen Persönlichkeit auch zugetraut hatte. Ach ja… meine Engländer sind einfach die Besten. 😙
Am nächsten Tag war ich gleich nochmal. Durch die Absage eines anderen Termins hatte ich Zeit, und da ich immer noch top motiviert war…
Zudem hatte ich sowieso vor diesen Job auch am WE zu machen, und zum Glück schon alle Utensilien (Ausweis, Shirt, Kübel) zu Hause.
Eigentlich ist dieser Job ja gar nicht mal so schlecht. Ich kann vor der Arbeit noch laufen gehen und gemütlich frühstücken. Kann mir die Pausen einteilen und hab eigentlich keinen Stress. Wenn ich keine Lust mehr hab, hör ich einfach auf. Ganz ehrlich? Wenn ich gewusst hätte WIE einfach es ist, hätte ich das schon früher gemacht!
Naja… ok, gut.
Super einfach ist er jetzt auch wieder nicht… man steht den ganzen Tag in der Kälte und sagt immer das selbe. Dennoch. Ist mal was anderes.
Und die Reaktion der Menschen fand ich dabei auch super interessant. Die häufigsten Antworten die ich gehört habe sind: “I have no change” oder “Sorry”. Manches Mal kam auch ein: “I am the charity”.
Manche haben mir sogar versprochen auf dem Weg zurück zu spenden. (Und einige sind auch wirklich gekommen!) Sehr oft haben sie mich auch einfach nur angelächelt, und sehr oft sind auch viele einfach nur vorbei gegangen. Manches Mal hatte ich auch ein nettes Gespräch mit dem ein oder anderen.
Und ich bin mir sicher – hätte ich den Leuten nicht direkt in die Augen gesehen und sie gefragt, hätten sie nicht gespendet.
Die süßeste Begegnung hatte ich ohne Zweifel an meinem 4. Tag. Da kam ein kleines Mädchen zu mir, warf eine Münze in den Kübel und hat mich dann spontan umarmt. Eine unglaublich schöne Geste.
Außerdem kam einmal ein Mann auf mich zu, plauderte kurz mit mir, warf einen £ 5.- Schein und ein paar Münzen in meinen Kübel, und erklärte mir danach er hätte damit sein letztes Geld gespendet. Dann wünschte er mir noch einen schönen Tag und ging.
Mein Resümee: für Menschen die nicht schüchtern sind und denen es nichts ausmacht ein paar Stunden draußen zu stehen, ist dieser Job optimal. Ich für meinen Teil werde das zukünftig noch öfter machen. Zumindest so lange bis ich keine Zeit oder keine Lust mehr habe.